MitteilungVeröffentlicht am 5. Juli 2023

Schatzkiste Spezialsammlungen – Privatfilme aus Korea digitalisiert

1953: die Welt ist noch wenig vernetzt, Asien scheint aus europäischer Sicht weit weg, Korea als Kriegsschauplatz im Fokus. Schweizer Soldaten helfen bis heute mit, die Einhaltung des Waffenstillstandsvertrags zwischen Nord- und Südkorea zu überwachen. Einige dieser Männer haben ihre Eindrücke auf Fotos, in Texten und sogar in Filmen festgehalten. Die Bibliothek am Guisanplatz hat nun Privatfilme aus den 1950er bis 1970er Jahren digitalisiert.

Mit der Sammlung Korea ermöglicht die Bibliothek am Guisanplatz BiG, einen Einblick in die Tätigkeit der Schweizer Mitglieder der Neutralen Überwachungskommission (Neutral Nations Supervisory Commission NNSC) zu erhalten. Womit befassten sich die Schweizer Soldaten? Wie sahen ihre Unterkünfte an der Grenze zu Nordkorea in Panmunjom aus? Gerade in den filmischen Zeugnissen wird sichtbar, was die Männer den Daheimgebliebenen vermitteln wollten.

Privatfilme

Diese privaten Aufnahmen wurden der BiG von den ehemaligen Delegationsmitgliedern oder deren Angehörigen geschenkt. Der beachtliche Bestand von rund neunzig mehrheitlich stummen Schmalspurfilmen liegt neu in digitalisierter Form vor und gibt uns ein Bild des damaligen Koreas. Die Amateurfilme stammen aus dem Zeitraum 1955 bis 1986 mit Schwerpunkt in den Jahren 1966 bis 1980.

Zwei Männer filmten den Hauptteil dieser Aufnahmen: Pierre Barbey (21 Filmrollen) sowie Paul Oberli (63 Filmrollen).

Pierre Barbey (1919-2012)

Pierre Barbey (1919-2012) wirkte als Schweizer Delegationschef in Panmunjom in den Jahren 1968-1969 und 1979-1980. Seine Filme erlauben uns unter anderem zu vergleichen, wie sich die Gegend um Panmunjom und Seoul innerhalb von zehn Jahren entwickelte. Die Strassen wurden befestigt, in Seoul wurden moderne Gebäude mit Glasfassaden gebaut, Hochhausviertel und Einfamilienhaussiedlungen entstanden, auf den mehrspurigen Strassen nahm die Zahl der Autos stark zu, diejenige der Fahrräder deutlich ab. Pierre Barbey filmte auch verschiedene kulturelle und sportliche Darbietungen.

Besonders bemerkenswert sind seine Filme aus Nordkorea. Dank der äusserst seltenen Einladung von nordkoreanischer Seite konnte der Delegationschef mit einer kleinen Gruppe Pyongyang und die Bergregion Myohyang bereisen.

Die in wenigen Fällen ursprünglich auf Audiokassetten aufgenommene Tonspur wurde nun digital zu den entsprechenden Filmen hinzugefügt und untermalen mit Musik das Gefilmte.

Paul Oberli (1921-1997)

Paul Oberli arbeitete von 1956 bis 1986 praktisch ununterbrochen als Koch und Campoffizier der Schweizer Korea-Delegation in Panmunjom. Aus dieser Zeit sind uns 63 seiner Filme erhalten, in welchen er das Schweizer Lager, die Arbeit der Schweizer Delegation und Freizeitaktivitäten der Männer porträtierte. Bei offiziellen Gesprächen in den «Blauen Baracken», in welchen die beiden Lager Vorfälle und offene Fragenverhandelten, begegneten sich Soldaten und Delegierte verschiedenster Länder.

Berühmt waren Oberlis reichhaltige Buffets, welche bei Partys oder Besuch von Gästen zusammen mit den südkoreanischen Angestellten kreiert wurden. Ebenfalls filmte Oberli die mehrtägige Anreise aus der Schweiz via Hawaii oder Reisen nach Seoul, Tokio und Hongkong. Seine ständigen Begleiter, die Hunde des Schweizer Camps, dienten häufig als Statisten. Wir begegnen Frauen und Männer auf Märkten, Schulkindern bei Sehenswürdigkeiten, Mönchen bei Tempeln. Oberlis Interesse für Flora und Fauna ermöglichen uns zudem einen unerwarteten Zugang zur Region.

Filmbetrachtung in der BiG

Die digitalisierten Filme sind im Rechercheportal Alexandria verzeichnet und können in der Bibliothek am Guisanplatz nach Voranmeldung vor Ort angesehen werden. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

 

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