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MitteilungVeröffentlicht am 12. März 2025

Grundwasser: der verborgene Schatz der Schweiz

Unter uns befindet sich eine lebenswichtige Ressource: das Grundwasser. Grundwasser deckt über 80 Prozent unserer Trinkwasserversorgung. Erfahren Sie, weshalb dieser strategische Schatz unter der Erde von unschätzbarem Wert ist und gleichzeitig eine grosse Herausforderung für die Zukunft der Schweiz in Sachen Umwelt darstellt.

Auf dem Bild sieht man einen Wassertropfen.

Die Schweiz lanciert 2025 eine neue nationale Plattform zum Monitoring und zur Warnung im Bereich Trockenheit, denn das Grundwasser der Schweiz steht vor immer grösseren Herausforderungen. Durch den Klimawandel, die rasante Urbanisierung sowie die landwirtschafts- und industriebedingte Umweltverschmutzung geraten die Grundwasservorkommen zunehmend unter Druck. Am World Groundwater Congress im September 2024 in Davos wurden die Herausforderungen beleuchtet und die Dringlichkeit eines nachhaltigen Umgangs unterstrichen. Vor diesem Hintergrund verstärken die eidgenössischen und kantonalen Behörden sowie die Forscherinnen und Forscher ihre Anstrengungen, um die Qualität und Quantität des unsichtbaren Schatzes der Schweiz zu erhalten.

In der Schweiz, im sogenannten Wasserschloss Europas, werden nicht nur die Haushalte, sondern auch die Landwirtschaft und die Industrie mit Grundwasser versorgt. Der kostbare Schatz ist jedoch gefährdet. Die Schweiz hat im Bewusstsein der Herausforderungen Schutzmassnahmen umgesetzt, die weltweit zu den strengsten gehören. Der Kampf für den Erhalt der Ressource Wasser ist aber bei Weitem noch nicht gewonnen.

Der unterirdische Reichtum der Schweiz

Das Grundwasser der Schweiz ist mit einem Volumen von schätzungsweise 150 Milliarden Kubikmeter eine nationale strategische Ressource, deren Komplexität und Reichtum von der geologischen Vielfalt der Schweiz zeugen. Grundwasser wird aus Niederschlags- oder Flusswasser gebildet, das im Boden versickert und in unterschiedliche geologische Schichten gelangt. Das Wasser zirkuliert in den Schichten des Untergrunds, wo es in sogenannten Grundwasserleitern gespeichert und geleitet wird, bevor es in den Quellen wieder zutage tritt. Die Speicherungszeit variiert je nach geologischer Bodenbeschaffenheit von einigen Wochen bis zu mehreren Jahren.

Es werden drei Haupttypen von Grundwasserleitern unterschieden: Lockergesteins-Grundwasserleiter in den Flusstälern, Kluft-Grundwasserleiter in den kristallinen und sedimentären Zonen und Karst-Grundwasserleiter in den kalkhaltigen Regionen. Im Schweizer Mittelland und in den grossen Alpentälern, insbesondere im Rhonetal, finden sich die grössten Grundwasserreserven. Obwohl die Wassermenge langfristig stabil bleibt, gibt es bei diesen Reserven grosse saisonale und mehrjährige Schwankungen.

Die zentrale Bedeutung des Grundwassers und sein verkanntes Ökosystem

Grundwasser spielt im Alltag der Bevölkerung und in der Wirtschaft der Schweiz eine bedeutende Rolle. Es ist die hauptsächliche Trinkwasserversorgungsquelle und rund 80 Prozent des schweizweit konsumierten Trinkwassers wird daraus gewonnen. Die übrigen 20 Prozent stammen aus den Seen. In gewissen Regionen wie beispielsweise im Wallis beträgt der Grundwasseranteil sogar 90 Prozent.

Ausser für das Trinkwasser ist Grundwasser auch für die Landwirtschaft, die Industrie, die Energieerzeugung sowie die Erhaltung der Ökosysteme wesentlich. Tatsächlich verbirgt sich im Grundwasser ein vielfältiges Ökosystem, das grösstenteils noch unbekannt ist. In jüngsten Studien wurden einzigartige Flohkrebsarten im Grundwasser entdeckt, was die Wichtigkeit dieses Lebensraums für die Erhaltung der Biodiversität unterstreicht. Der Schutz des Lebens im Untergrund ist nicht nur erforderlich, um ein ökologisches Gleichgewicht im Grundwasservorkommen beizubehalten, sondern auch um allfällige neue Arten zu entdecken und die Entwicklung von Leben unter extremen Bedingungen zu verstehen.

Gefährdungen und Herausforderungen für das Grundwasser

Trotz des scheinbaren Überflusses ist das Grundwasser zunehmend gefährdet. Die intensive Landwirtschaft – die Nitrat- und Pestizid-Konzentrationen überschreiten häufig die gesetzlichen Grenzwerte – ist einer der Hauptgründe für die Grundwasserverschmutzung. Die Urbanisierung und die Industrialisierung tragen aufgrund von Mikroverunreinigungen aus Haushalten und Industrie ebenfalls zur Verschmutzung bei.

Gemäss Klimaprojektionen werden die Wasserressourcen künftig im Sommer knapper und Trockenperioden häufiger. Im Bericht Auswirkungen des Klimawandels auf die Schweizer Gewässer werden grosse Schwankungen der Abflussmengen bis Ende des Jahrhunderts sowie eine Verminderung des Wasseranteils aus Schneeschmelzen bis 2085 vorausgesagt. Diese Veränderungen sowie die Übernutzung und die Nutzungskonflikte verdeutlichen die Dringlichkeit, das Grundwasser zu erhalten. Der nachhaltige Umgang stellt eine grosse Herausforderung dar, wofür ein Gleichgewicht zwischen dem Bedarf der Menschen und der Erhaltung der Umwelt erforderlich ist.

Entwicklung des Grundwasserschutzes und Grundwassernutzung

Die Geschichte des Grundwasserschutzes in der Schweiz zeugt von einem fortschreitenden Bewusstsein für die Bedeutung dieser lebenswichtigen Ressource. Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Fischereigesetz von 1888 der erste gesetzliche Meilenstein in Sachen Gewässerschutz gesetzt. Ein Wendepunkt war 1936 die Schaffung der Beratungsstelle der ETH Zürich für Abwasserreinigung und Trinkwasserversorgung, die Vorläuferin des heutigen Wasserforschungsinstituts Eawag. Mit einem Bundesbeschluss von 1953 wurde der Schutz der Gewässer gegen Verunreinigung offiziell in der schweizerischen Bundesverfassung verankert. Das erste Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer gegen Verunreinigung trat 1957 in Kraft.

Das Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer (GSchG) von 1991 und die entsprechende Verordnung (GSchV) von 1998 definieren den planerischen Schutz, der zur Erhaltung dieser lebenswichtigen Ressource erforderlich ist. Für die Gesetzesanwendung sind die Kantone zuständig. Sie sind für die Umsetzung verschiedener zentraler Massnahmen verantwortlich: Ausscheiden der Wasserschutzzonen, Abgrenzung der Schutzzonen von Grundwasserfassungen und Festlegung des Zuströmbereichs von Trinkwasserfassungen, die aufgrund von bestehenden Verunreinigungen gefährdet sind.

Das Bundesamt für Umwelt BAFU überwacht den Zustand sowie die quantitative und qualitative Entwicklung des Grundwassers in der gesamten Schweiz im Rahmen der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA laufend. Das Schweizer Grundwasser Netzwerk (CH-GNet), das im Februar 2022 geschaffen wurde, erleichtert den Austausch unter den Fachleuten und fördert die Innovation sowie die laufende Verbesserung der Nutzungspraktiken.

Stärkung der Schutzmassnahmen und Innovationen der Zukunft

Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen hat die Schweiz ihre Anstrengungen für einen verbesserten Grundwasserschutz verstärkt. Im März 2021 verabschiedete das Parlament das Bundesgesetz über die Verminderung der Risiken durch den Einsatz von Pestiziden (Änderung des Chemikaliengesetzes, des Gewässerschutzgesetzes und des Landwirtschaftsgesetzes). Im Sommer 2022 veröffentlichte die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates einen Bericht und unterstrich damit die Notwendigkeit eines verbesserten Grundwasserschutzes. Zudem machte der Bundesrat am 16. Dezember 2022 mit der Verabschiedung der revidierten Gewässerschutzverordnung (GSchV), die am 1. Februar 2023 in Kraft trat, einen wichtigen Schritt. Mit der Revision wurden neue Bestimmungen eingeführt, die zu einer deutlichen Verringerung der Risiken der Grundwasserverunreinigung beitragen werden.

Zudem schafft das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Hydrogeologie und Geothermie der Universität Neuenburg (CHYN) im Jahr 2025 eine Plattform für den Grundwasserschutz zur Erleichterung des Wissensaustauschs und zur Förderung innovativer Praxis.

Die Schweiz stärkt den Schutz des Grundwassers, das lebenswichtige Ressource für die Bevölkerung, die Wirtschaft und die Ökosysteme ist. Angesichts der klimabedingten Herausforderungen setzt sie zum Erhalt der lebenswichtigen globalen Ressource auf Innovation und eine nachhaltige Nutzung.

Literaturempfehlungen der BiG

Weiterführende Links

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