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MitteilungVeröffentlicht am 21. Oktober 2025

Handfeuerwaffen der Schweizer Armee feiern Jubiläum

Im Jahr 2025 feiern zwei Handfeuerwaffen der Schweizer Armee ihr Jubiläum: die Pistole Modell P 220 wird seit 1975 benutzt, das Sturmgewehr seit 1990. Beide Waffen sind bis heute im Einsatz.

Zwei Grenadiere üben den Einsatz mit dem «Sturmgewehr 90» und der «Pistole 75» im Häuserkampf, 1. Juli 2009.
Soldaten mit Panzerfaust(vorne), dahinter ein Soldat mit dem neuen Sturmgewehr, aufgenommen von Walter Rutishauser am 15.04.1991.

Sturmgewehr 90

Das Sturmgewehr gehört zur persönlichen Ausrüstung der Schweizer Armee und wird seit 2007 in der Regel ohne Munition zu Hause aufbewahrt. Seit 2010 besteht die Möglichkeit, die Waffe bei der Retablierungsstelle zu hinterlegen. (Bekleidung und Bewaffnung)

Das Vorgängermodell des heutigen Sturmgewehrs, das «Sturmgewehr 57», war zwar robust und wirkungsvoll, jedoch schwer, wenig flexibel und mit international nicht kompatibler Munition ausgestattet. Ab den 1970er Jahren wurde daher ein leichteres Gewehr entwickelt, das durch kleinere Kaliber auch international anschlussfähig sein sollte. Die Schweizer Munitionsfabrik Thun testete dazu diverse Patronengrössen, während SIG Neuhausen (Schweizerische Industriegesellschaft) und die Waffenfabrik Bern Gewehr-Prototypen entwickelten. Ernst Grenacher findet es «schwer nachvollziehbar, welcher Aufwand seiner Zeit bei der Munitionsentwicklung betrieben wurde.» (in: Schweizer Militärgewehre. Hinterlader 1860-1990)

Es bestanden zunächst Bedenken hinsichtlich Reichweite und Durchschlagskraft bei einer Reduktion des Kalibers von 7.5mm auf 5.6mm. Letztlich entschied sich die Armee für die leichtere 5.6mm-Gewehrpatrone (GP 90), die trotz reduzierten Gewichts eine vergleichbare Wirkung aufwies.

Nach erfolgreichen Truppenversuchen und Belastungstests – etwa bei -20°C auf dem Jungfraujoch – wurde SIG Neuhausen 1983 mit der Produktion des neuen Sturmgewehrs beauftragt. Die Serienfertigung begann 1987, die Auslieferung an die Truppe erfolgte ab 1989. Die Umrüstung war 2004 abgeschlossen, insgesamt wurden 450'000 Exemplare produziert.

Trotz anfänglicher Skepsis hinsichtlich der Schusspräzision bewährte sich das «Sturmgewehr 90» im Einsatz und auf dem Schiessstand. Divisionär Hansrudolf Sollberger hob 1995 vor dem Schützenfest in Thun die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit des Modells hervor (Sturmgewehr 90: präzis, langlebig, kriegstauglich). Der grössere Reinigungsaufwand musste in Kauf genommen werden.

Zu den Vorteilen des neuen Sturmgewehrs zählen der geringere Rückstoss, die reduzierte Lärmbelastung sowie das leichtere Gewicht, was insbesondere für den Einsatz in urbanem Gelände von Bedeutung ist. Die kompakte Bauweise mit einklappbarem Schaft und die Möglichkeit zur Anbringung von Zubehör wie Laserzielgeräten steigerten die Einsatzflexibilität.

Ein Ersatz des «Sturmgewehrs 90» ist derzeit nicht vorgesehen. Der Bundesrat erklärte 2024, die Waffe werde noch mindestens zehn Jahre als Ordonnanzwaffe der Schweizer Armee im Einsatz bleiben (Beschaffung von Armeematerial 2024-2027).

Soldat mit Pistole 75 beim Pistolenschiessen auf dem Schiessstand, aufgenommen am 22. Juni 2012.

Pistole 75

Eine Neubeschaffung geplant ist hingegen für die Pistole Modell P 220, welche unter der Bezeichnung «Pistole 75» seit 1975 in Dienst steht. Der Typenentscheid für ein neues Modell ist bis Ende 2025 geplant, die Einführung wird voraussichtlich ab 2028 erfolgen.

Die Einführung der «Pistole 75» war im Vergleich zum «Sturmgewehr 90» weniger komplex. Vorgänger war die «Pistole 49», die noch keinen Spannabzug besass, was eine verzögerte Schussbereitschaft zur Folge hatte. Aufgrund hoher Fertigungskosten und veralteter Technik entwickelte die Armee in den 1960er Jahren, vor allem in Zusammenarbeit mit SIG, eine modernere, kostengünstigere Pistole.

Die daraus resultierende Pistole Modell P220 wurde ab 1976 an Truppenangehörige ausgegeben. Ihr Double-Action-Abzug erhöhte sowohl die Schussfolge als auch die Sicherheit, da die Waffe entspannt getragen werden konnte und unbeabsichtigte Schüsse vermieden wurden.

Nicht alle Soldatinnen und Soldaten der Schweizer Armee erhalten eine Pistole. Sie wird hauptsächlich an Angehörige ausgegeben, deren Dienst die Bedienung eines Sturmgewehrs einschränkt oder die ständig bewaffnet sein müssen, etwa Offiziere, Militärpolizisten, Grenadiere oder Fallschirmaufklärer. Seit 2012 wird ergänzend die «9mm Pistole 12/15» (Glock 17) verwendet.

Neben den ordentlichen Ordonnanzwaffen kommen in der Armee auch Spezialwaffen in kleiner Stückzahl zum Einsatz.

Insgesamt lieferte SIG Sauer AG gemäss eigenen Angaben etwa 172'500 Exemplare der «Pistole 75», ein Teil davon wurde in Deutschland produziert.

Die laufende Evaluation für die Pistolen-Neubeschaffung beinhaltet unter anderem zwei europäische Anbieter sowie SIG Sauer mit dem Modell P320 ((AvenuePDFClip). Die Beschaffung ist im Rüstungsprogramm 2026 vorgesehen (Fragestunde Bundesrat, Nationalrat Hurter).

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