Zum Hauptinhalt springen

MitteilungVeröffentlicht am 18. August 2022

Darf ich Sie verbinden? Die Entwicklung des Telefons

Der Tod des Audiologen und Erfinders Alexander Graham Bell (1847-1922) jährt sich diesen August zum 100. Mal. Bell war 1876 grundlegend an der Entwicklung des Telefons zur Marktreife beteiligt. Dieses Dossier der Bibliothek am Guisanplatz präsentiert die Ursprünge der Fernsprechtechnik.

Die interpersonale Kommunikation über kurze und lange Distanzen wäre heute undenkbar ohne die Entwicklung der Fernsprechtechnik Ende des 19. Jahrhunderts. Bereits vor Graham Bell beschäftigten sich mehrere Wissenschaftler mit der Idee einer Übertragung von Sprache.

Pionierarbeit

1854 beschrieb Charles Bourseul (1829-1912), Erfinder und Telegrafentechniker, in der Zeitschrift «L’Illustration» erstmals von durch Elektrizität übertragener Sprachzeichen.

Antonio Meucci (1808-1889) studierte Maschinenbau und Chemie und entdeckte in den 1830er-Jahren, dass Schall durch elektrische Schwingungen in Kupferdraht übertragen werden kann. Nach einem Umzug in die Vereinigten Staaten stellte er 1860 den ersten Fernsprechapparat vor. 1871 wollte er das Gerät «Telettrofono» zum Patent anmelden, konnte jedoch die geforderte Geldsumme nicht aufbringen. Zwei Jahre später lief das vorläufige Patent aus. Als Meucci seine Unterlagen zurückforderte, wurde ihm vom Patentamt mitgeteilt, dass diese verloren gingen.

Der Physiker und Erfinder Philipp Reis (1834-1874) beschäftigte sich mit elektrischer Sprachübertragung und präsentierte am 26. Oktober 1861 erstmals einen Prototyp eines Fernsprechers vor Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt. Die Erfindung nannte er «Telephon» in Anlehnung an den Telegraphen. Er liess Apparate herstellen und verkaufte sie an Institute in der ganzen Welt. Ein durchschlagender Erfolg blieb ihm verwehrt.

Alexander Graham Bell

Alexander Graham Bell wuchs in Edinburgh auf und studierte Latein und Griechisch. Mit 17 Jahren unterrichtete er an der Weston House Academy für Sprachtechnik und Musik. Durch seine schwerhörige Mutter Eliza Symonds Bell beschäftigte er sich bereits in jungen Jahren mit der Stimme und der Gehörlosigkeit. Sein Vater, Alexander Melville Bell (1819-1905), Professor der Rede- und Vortragskunst, entwickelte die Technik Visible Speech, mit der gehörlose Menschen beim Erlernen der gesprochenen Sprache unterstützt werden konnten.

1870 zog Bell mit seinen Eltern nach Ontario und ein Jahr später ging er nach Northampton (Massachusetts), wo er an der Clarke School unterrichtete. Alexander Graham Bell befasste sich 1875 in Boston mit dem Bau eines «harmonischen Telegraphen» für die gleichzeitige Übertragung mehrerer Telegramme mittels verschiedener Töne. Am 14. Februar 1876 reichte er ein Patent für ein Telefongerät ein. Nur wenige Stunden früher als der Lehrer und Erfinder Elisha Gray (1835-1901), der ebenfalls die elektronische Übertragung von Tönen untersuchte und ein ähnliches Patent ohne Erfolg anmeldete. Gray erhielt aus diesem Grund kein Patent.

1877 gründete Graham Bell in Boston das Unternehmen Bell Telephone Company und begann mit dem Bau von Apparaten für die Übertragung von Sprache. In New York wurde 1885 die American Telephone and Telegraph Company (AT&T) als Tochterunternehmen von Bell gegründet, um das erste Fernsprechnetz des Landes zu betreiben.

Die Anfänge der Telefontechnik in der Schweiz

Erste Versuche in der Schweiz führte die Schweizerische Telegraphendirektion in Bern 1877 durch. Ein Jahr später wurde die Telefonie dem staatlichen Telegrafenmonopol unterstellt. In Zürich wurde 1880 die Zürcher Telephongesellschaft gegründet, um das erste Telefonnetz in der Schweiz zu erstellen. Der Bund übernahm 1881 den Bau und Betrieb weiterer Telefonnetze und kaufte 1885 auch das Zürcher Netz zurück.

Die erste Telefonzentrale der Schweiz wurde 1880 in Zürich eingerichtet. Bis zirka 1920 konnten Telefongespräche nur mittels Vermittlerschrank manuell durchgestellt werden. Ferngespräche waren aufgrund der Belastung zeitlich limitiert und wurden über mehrere Vermittlungsanlagen weitergeleitet.

Für die Arbeit in den Telefonzentralen wurden primär Frauen angestellt. Sie erhielten den Beinamen «das Fräulein vom Amt». 1923 entstand in Lausanne die erste vollautomatische Telefonzentrale und die Automatisierung der Telefonie nahm ihren Lauf.

Literaturempfehlung der BiG