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Der Fünfliber: Mehr als bloss ein Geldstück

In der Geschichte des Schweizer Frankens nimmt das Fünffrankenstück in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. Die Dokumentation der Bibliothek am Guisanplatz BiG zeigt auf, wie diese Münze eine solche Bedeutung erlangte.

18.05.2021 | Bibliothek am Guisanplatz, Manuel Bigler

Ausschnitt der Bildseite des Fünffrankenstücks mit dem Hirtenkopf und der Aufschrift «Confoederatio Helvetica» (© Eidgenössische Münzstätte Swissmint)
Der Fünfliber: Ein Stück Schweizer Identität (© Eidgenössische Münzstätte Swissmint)

Wer die grösste und schwerste Umlaufmünze der Schweiz aus seinem Portemonnaie zieht, hält nicht bloss den Gegenwert von fünf Franken in den Händen. Beim Fünfliber handelt sich vielmehr um ein identitätsstiftendes Geldstück mit einer besonderen Geschichte, wie diese Dokumentation der Bibliothek am Guisanplatz BiG verdeutlicht.

Dessen Einzigartigkeit beginnt bereits bei der Bezeichnung, welche eigentlich doch Fünffränkler lauten sollte, heissen doch die kleineren Umlaufmünzen Ein- und Zweifränkler. Die Ähnlichkeit der ersten Fünfrankenstücke mit denjenigen Frankreichs (Livres) brachten dem Geldstück aber den eingedeutschten Namen Fünfliber ein, der sich bis heute hält.

Frankreich als Vorbild und Paris als Prägeort

Das eidgenössische Münzgesetz von 1850 schuf nicht nur den Schweizer Franken in fast reinem Silber, sondern verstärkte auch die Verbindung des Landes zur französischen Währung. Es legalisierte nämlich den Umlauf fremder Münzen, welche bereits mit dem System des Nachbarlandes übereinstimmten. Offiziell wurde damit jenes ausländische Geld als Zahlungsmittel akzeptiert, welches in Grösse, Gewicht, Silbergehalt,- reinheit und Nennwert mit dem Franken identisch war.

Die ersten Münzen der neuen Währung wurden übrigens bezeichnenderweise noch in Paris geprägt, erst ab 1855 nahm die neu gegründete Eidgenössische Münzstätte (heute Swissmint) ihren Betrieb auf.

Die 1865 abgeschlossene lateinische Münzunion regelte die bestehende Praxis des internationalen Münzumlaufs zwischen Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz. Später traten Spanien, Griechenland, Rumänien, Österreich-Ungarn, Bulgarien, Serbien, Montenegro sowie Venezuela bei. Der Fünfliber konnte damit beispielweise in Wien, Athen oder sogar Caracas ausgegeben werden, in Schweizer Kassen befand er sich dafür in Gesellschaft von Drachmen, Lire oder Dinaren.

Alphirt oder Wilhelm Tell?

Gilt der Franken bereits als Identifikationsobjekt der Schweizerinnen und Schweizer, trifft dies in besonderem Mass auf den Fünfliber zu. Im Zuge des Niedergangs der lateinischen Münzunion nach dem Ersten Weltkrieg hob der Bund 1921 die Gültigkeit ausländischer Münzen auf. Gleichzeitig beschloss der Bundesrat die Prägung eines kleineren Fünffrankenstücks mit neuem Motiv, einem Alphirten des Künstlers Paul Burkhard (1888-1964).

Dessen Darstellung erinnert nicht wenige Betrachterinnen und Betrachter an Wilhelm Tell und trägt damit zur besonderen Identifikationskraft der Münze bei, deren materieller Wert übrigens mittlerweile gering ist. Seit 1971 besteht der Fünfliber nämlich nicht mehr aus Silber sondern aus Kupfer und Nickel im Verhältnis drei zu eins.


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