print preview

Zurück zur Übersicht Themendossiers


30 Jahre Ende der UdSSR

Im Dezember 1991 war die Sowjetunion Geschichte, nachdem sich zahlreiche Staaten von Russland unabhängig erklärt hatten. Die Dokumentation der Bibliothek am Guisanplatz BiG zeichnet die letzten Jahre der Sowjetunion aus Schweizer Sicht nach.

23.12.2021 | Bibliothek am Guisanplatz, Manuel Bigler

Das Bild zeigt den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow (1931- ) während eines Privatbesuchs 1993 in der Schweiz in Begleitung der Nationalratsmitglieder Gret Haller (1947-) und Hans-Rudolf Nebiker (1929-2008). Die drei stehen auf einer Tribüne im Nationalraatssaal. (Quelle: Bibliothek am Guisanplatz, Portraitsammlung Rutishauser / CC BY-SA 4.0)
Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow (1931- ) bei einem privaten Besuch im Bundeshaus im Jahr 1993 auf Einladung des Parlaments. Flankiert wird er von den zwei Nationalratsmitgliedern Gret Haller (1947-) und Hans-Rudolf Nebiker (1929-2008) (Quelle: Bibliothek am Guisanplatz, Portraitsammlung Rutishauser / CC BY-SA 4.0)

Der Gipfel von Genf als Katalysator des Wandels

Die Schweiz trug als Gastgeberin des Gipfels von Genf im Jahr 1985, an dem sich der amerikanische Präsident Ronald Reagan (1911-2004) und Gorbatschow das erste Mal trafen und sich auf Anhieb sympathisch fanden, ihren Teil zu diesen tiefgreifenden Veränderungen bei.

Bundespräsident Kurt Furgler (1924-2008) präsentierte sich als hervorragender Gastgeber, indem er beispielsweise die Delegationen der USA beziehungsweise der UdSSR in ihren jeweiligen Landessprachen empfing. Er betonte gegenüber der Presse die gute Atmosphäre sowie die konstruktiven Gespräche zwischen den beiden Staatsmännern, auch wenn die Schlusserklärung vage und der Erfolg des Gipfels damit bescheiden blieben. Mit seinen Aussagen beschwor Furgler bis zu einem gewissen Grad den folgenden Wandel herauf.

Der Niedergang aus Perspektive der Schweizer Aussenpolitik

Die offizielle Sicht der Schweiz auf das Geschehen in der UdSSR beziehungsweise des Ost-West-Konflikts schildert der jährlich erschienene «Bericht des Bundesrates über seine Geschäftsführung» im ersten Teil des Rückblicks des EDA. Der Niedergang der Sowjetunion kommt hier unerwartet und beinahe über Nacht.

Die Rapporte über die Jahre 1985-1988 betonen zwar die leichten Verbesserungen der wirtschaftlichen sowie aussen- beziehungsweise sicherheitspolitischen Verhältnisse, eine innere Instabilität der Sowjetunion erwähnen sie jedoch mit keiner Silbe. Der Bericht über das Jahr 1989 spricht immerhin bereits vom fundamentalen Wandel in Mittel- und Osteuropa. Die Rapporte über die Jahre 1990 und 1991 schliesslich protokollieren den Niedergang des Ostblocks.

Die Autorenschaft des Rückblicks auf das Jahr 1990 wagt auf Seite 41 zwar bereits einen Ausblick und ordnet das Geschehen im Osten historisch ein, bleibt in seiner Prognose jedoch vage: «Wenn das Jahr 1989 jenes der tiefgreifenden Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa war, wird das Jahr 1990 als jenes der deutschen Einigung und als das erste einer noch andauernden Konsolidierungsphase zu betrachten sein.» Noch Anfangs 1991 war die Situation in der Sowjetunion also schlecht einzuschätzen, der rasche Niedergang des Staatenbundes erstaunte deshalb die breite Öffentlichkeit.

Die Sicht der Diplomaten

Wie überraschend der Niedergang der Sowjetunion für die Schweizer Diplomatinnen und Diplomaten als Insider der Aussenpolitik kam, kann anhand der öffentlichen Quellen nicht abschliessend beurteilt werden. Zwar hat die Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz (Dodis) bereits eine Auswahl von Akten zur Beziehung der Schweiz mit der UdSSR publiziert das entscheidende Jahr 1991 fehlt allerdings bis anhin. Eine Zusammenstellung des Jahres 1990 zeigt, dass der Zerfall der Sowjetunion bei internen Analysen zumindest in Betracht gezogen wurde.

Interessant wären natürlich ergänzend die sicherheitspolitischen Beobachtungen und Analysen der Schweizerischen Verteidigungsattachés. Hier liegt erst eine Quellenedition des Jahres 1986 (Ein naher Blick auf Glasnost: Berichte des Schweizer Verteidigungsattachés aus Moskau aus dem Jahr 1986/Nummer 56 der Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz) vor, welche bloss einen Teil der hier behandelten Periode 1985-1991 abdeckt. Zu dieser Zeit steckt die UdSSR in den Betrachtungen aus Moskau tief im Kalten Krieg und die neuen Töne Gorbatschows werden noch sehr argwöhnisch aufgenommen.

Weiterführende Links:


Zurück zur Übersicht Themendossiers

Bibliothek am Guisanplatz Papiermühlestrasse 21a
CH-3003 Bern
Tel.
+41 58 464 50 99

E-Mail

Bibliothek am Guisanplatz

Papiermühlestrasse 21a
CH-3003 Bern