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Schatzkiste Spezialsammlungen – 80 Jahre Mobilmachung 1939

Nach dem Einfall Hitlers in Polen beschloss der Bundesrat, die allgemeine Kriegsmobilmachung der Schweizerischen Armee auf den 2. September 1939 auszurufen: 430'000 Soldaten und 200'000 Hilfsdienstpflichtige rückten ein.

02.09.2019 | Christine Rohr-Jörg

 

Zwar blieb die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges militärisch verschont. Politik, Wirtschaft und das tägliche Leben waren jedoch geprägt vom Kriegsgeschehen in den Nachbarländern und der unsicheren Lage.

Obwohl Schweizer Soldaten nie aktiv ins Kriegsgeschehen eingriffen, hinterliess der Militärdienst einen nachhaltigen Eindruck bei den Dienstleistenden.

Die Bibliothek am Guisanplatz BiG besitzt zahlreiche Quellen, in welchen dieser sogenannte "Aktivdienst" beschrieben wird. So ist von der Gebirgsfüsilier-Kompanie I/41 zu lesen:

"Die Geb Füs Kp I/41 wurde durch die Generalmobilmachung unserer Armee am 2. September 1939 unter die Fahnen gerufen. Mobilisationsplatz war Knutwil. Der Ernst der Lage wurde uns durch das Fassen scharfer Munition und vor allem durch das Ablegen des Fahneneides deutlich bewusst."

Im November wurden grössere Truppenteile entlassen, welche jedoch im Mai 1940 mit der zweiten Generalmobilmachung wieder aufgeboten wurden. Erst mit der Umsetzung der Réduit-Strategie erfolgte eine Teildemobilmachung, der Truppenbestand betrug danach rund 180'000 Mann.

Zeugnis einer bewegten Zeit

Die Wehrmänner kamen auf durchschnittlich etwa 800 Tage Aktivdienst, in welchen sie Bewachungsaufgaben wahrnahmen, das Schiessen mit scharfer Munition trainierten, Einsatzübungen und Märsche absolvierten. Zudem wurden Bunker und Befestigungsanlagen gebaut, Sperren errichtet. Holzer-Détachemente sorgen für Brennholz, die wehrsportliche Ausbildung konnte zum Erreichen des Sportabzeichens führen.

"Bei der Arbeit mit Pickel, Schaufel und Schlegel wird die Truppe physisch hart und widerstandfähig," wird vom Füsilierbataillon 50 bei der Errichtung der Kanderstellung im November/Dezember 1940 berichtet.

Der Dienst war zuweilen schwer und anstrengend, manchmal langweilig und eintönig. Er schweisste die Soldaten der Aktivdienstgeneration zusammen, was bis heute spürbar ist. Die zahlreichen Erinnerungsbücher, Truppenalben und persönlichen Erzählungen geben Zeugnis ab von dieser bewegten Zeit.

 General Guisan schrieb 1946 in seinem Schlussbericht:

"Vom 30. August 1939 an fasste ich die Rolle der Armee in dem Sinne auf, dass sie jedem der Kriegführenden gegenüber ein genügend starkes Hindernis zu bilden hatte, um neben den politischen und wirtschaftlichen Argumenten auch den Einfluss des militärischen Arguments zur Wirkung zu bringen, dadurch jegliche Angriffsabsicht zu schwächen und dem Lande eine möglichst grosse Sicherheit zu garantieren."

Inwieweit die Armee zur Unversehrtheit der Schweiz beigetragen hat, wurde und wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Bestimmt war nicht ein einzelner Faktor ausschlaggebend, dass die Schweiz von den Verheerungen dieses schrecklichen Kriegs weitgehend verschont blieb.

 

 

 
 


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